Ekstase - erektionsfrei
Wenn Erregung nach innen geht
Sexuelle Erfüllung ist nicht abhängig von Erektionen. Das Anschwellen
unserer Genitalien ist nicht immer, wie wir meinen, etwas, wodurch
unser sexuelles Erleben automatisch intensiver wird. Es ist manchmal
auch das Gegenteil, etwas womit wir uns den tieferen Gefühlen
unserer Erregung und Ekstase zu entziehen versuchen, womit wir uns
in ein oberflächliches Lustempfinden flüchten.
Wenn wir uns mit sehr feinen, sanften, minimalen und in die Tiefe des
Körpers hinein pulsierenden Berührungen stimulieren und unseren
Körper für die zarten Empfindungen, die sie auslösen können, öffnen,
können wir in eine subtile, schmelzende sexuelle Erregung kommen,
die langsam immer tiefer, immer intensiver werden kann. Es wird eine
Erregung sein, die sich weniger in unseren Genitalien sammelt,
sondern vor allem nach innen geht, in unseren Beckenraum strömt
und von hier entlang unserer Chakren nach oben steigt. Sie wird uns
dabei tief in unserem Herzen berühren und uns genau die Liebe
fühlen lassen, nach der wir uns seit den ersten Tagen unseres Lebens
stets so sehr sehnen.
Sie kann mit, aber auch ganz ohne oder mit nur wenig Erektionen sein.
Und genau darin liegt ihre Besonderheit. Denn gerade dadurch, dass
die Erektionen in den Hintergrund rücken, kann sie auf eine Weise
ekstatisch werden, die sich von anderen grundlegend unterscheidet.
Es ist eine sehr innerliche, feine Ekstase, die uns besonders nah an
unsere essentiellsten Gefühle führt. Sie ist von einer überaus
zartfühlenden und dennoch sehr starken Erregung getragen, die
unseren ganzen Körper in ein unglaublich belebendes zartes
Schwingen und Vibrieren bringt und uns zugleich im Tiefsten
entspannt. Es ist eine magische Erregung, die wie versteckt unter oder
in den Lustgefühlen liegt, die sich gewöhnlich so sehr in den
Vordergrund drängen – eine Erregung, die sich wie in sich selbst erfüllt,
die uns aus uns selbst heraus glücklich werden lässt.
Diese Gefühle können viel aufwühlender und ergreifender sein, als die
sexuelle Erregung, die wir sonst so häufig kennen. Sie können so
heftig sein, dass sie richtig weh tun können. Wir fürchten diesen
Schmerz der wahren Ekstase, den Schmerz der Liebe, den wir dann
fühlen, und halten deshalb unsere sexuelle Erregung lieber auf einem
„erträglicheren“ oder „äußerlicheren“ Niveau. Wir heften uns zu sehr
an unsere Lustgefühle, fixieren uns auf unsere Erektionen und fühlen
die Gefühle zu wenig, die hinter unserer Lust verborgen sind.
Sexuelle Erfüllung
ist
unabhängig von
Erektionen
© Eduard Erhart 2023
Gerade mit
minimalen Stimulationen
können wir zu
wahrer Ekstase
kommen.
Wir fürchten den
Schmerz der Liebe.